Anlässe, wie der Weltumwelttag am 5. Juni und der Tag des Meeres am 8. Juni, laden Verbraucher zum Nachdenken über einen nachhaltigen Fischkonsum ein.
Berlin – Ökosiegel, Bio, frisch oder tiefgekühlt – im Supermarkt haben Konsumenten die Qual der Wahl. Aber welche
Informationen helfen wirklich beim Einkauf? Einkaufsratgeber von Umweltorganisationen sollen einen detaillierten Überblick verschaffen. Doch manchmal sind ihre Informationen widersprüchlich. So rät Greenpeace vom Konsum der meisten Fischsorten ab, während der World Wildlife Fund (WWF) und der Marine Stewardship Council (MSC)
viele beliebte Fischarten als nachhaltig ausweisen. Statt auf generelle Ver- und Gebote zu setzen, kann der kundige Verbraucher nachhaltigen Tiefkühlfisch in deutschen Fischstäbchen oder Schlemmerfilets in zwei einfachen Schritten finden. Die wichtigsten Indizien liefern dabei die Verpackung und Informationen verantwortungsvoller Händler.
Wann ist Tiefkühlfisch nachhaltig?
Zuerst stellt sich die Frage: Was ist überhaupt nachhaltiger Tiefkühlfisch? In Deutschland ist der meistkonsumierte Fisch in Tiefkühl-Fischprodukten der Alaska-Seelachs. Bei genauerer Betrachtung der Fragenkataloge verschiedener Organisationen erkennt man, dass schlussendlich immer die gleichen Merkmale entscheidend sind:
1. Ist der Fischbestand stabil oder droht Überfischung?
2. Ist das Ökosystem gesund und wird es geschont?
3. Ist die Beifang-Rate niedrig?
4. Wurde der Fisch klimafreundlich, also mit niedrigem CO2-Fußabdruck, verarbeitet?
Erster Schritt für nachhaltigen Fisch: Auf unabhängige Zertifizierung achten
Am Tiefkühlregal liefert die Verpackung von Fischstäbchen oder Schlemmerfilets wichtige Hinweise für eine nachhaltige Wahl. Glaubwürdige Institutionen, wie der Marine Stewardship Council (MSC) oder das Alaska Responsible Fisheries Management Program (RFM), bewerten systematisch verschiedene Merkmale: Die Sicherheit der Fischbestände, die Effektivität des Fischereimanagements, Beifang-Raten sowie die Gesundheit des Ökosystems. Danach zertifizieren sie unabhängig jene Fischereien, die nachhaltig arbeiten. Bei den zwei größten Fischereien für Alaska-Seelachs gibt
es dennoch deutliche Unterschiede: In deutschen Fischstäbchen und Schlemmerfilet steckt entweder Fisch aus Alaska (Fanggebiet FAO 67) oder aus Russland (Fanggebiet FAO 61). Die Alaska-Seelachs-Fischereien in Alaska (FAO 67) haben eine der niedrigsten Beifang-Raten der Welt (1%) und arbeiten eng mit Wissenschaftlern auf US-Bundesebene zusammen. Zudem werden sie seit Jahrzehnten im Rahmen eines strikten Programmes von bundesbehördlich zugelassenen Fischereibeobachtern kontrolliert. Die Fischereien sind sowohl vom MSC als auch dem RFM mit sehr hohen Bewertungen als nachhaltig zertifiziert. Alaska-Seelachs aus Alaska erkennen Verbraucher am Fanggebiet FAO 67 auf der Verpackung. Für russischen Alaska-Seelachs (FAO 61) ist das Bild weniger deutlich: Nur eine der russischen Alaska-Seelachs-Fischereien ist vom MSC zertifiziert und hat in diesem Zusammenhang ein Beobachterprogramm eingeführt, das
noch in den Kinderschuhen steckt. Man sieht: Informierte Verbraucher sind klar im Vorteil.
Zweiter Schritt: Auf klimafreundliche Verarbeitung achten
Oft vergessen aber so wichtig: Nicht nur der Fang, sondern auch die Verarbeitung des Fisches beeinflusst dessen Umweltbilanz! Faustregel: Je weniger Schritte zwischen Fang und Verzehr umso besser. Am wichtigsten ist, dass der Fisch nur einmal tiefgefroren wurde – nicht zweimal. Denn der doppelte Gefrierprozess und weite Transport benötigen zusätzliche Energie und erzeugen mehr CO2. Der weitaus größte Teil des Alaska-Seelachses aus Alaska (FAO 67) wird
direkt nach dem Fang am Ursprungsort filetiert, sofort schockgefroren und zum Hersteller transportiert. Im Gegensatz dazu wird der Großteil des russischen Alaska-Seelachses (FAO 61) nach dem Fang tiefgefroren und in andere Länder verschifft, wo er für die Verarbeitung aufgetaut und anschließend erneut eingefroren wird. Darunter leidet nicht nur
die Umwelt, sondern auch die Qualität. Wer einmal tiefgefrorenen Fisch in Fischstäbchen und Schlemmerfilets sucht, sollte beim Einkauf auf das Fanggebiet FAO 67 auf der Verpackung achten. Zudem können Verbraucher bei Händlern oder Herstellern erfragen, ob das Produkt einmal oder zweimal tiefgefroren wurde.
Ins Netz gehen: Zusätzliches Web-Wissen zu Fisch
Besonders wissbegierige Konsumenten finden zusätzliche Informationen zur Nachhaltigkeit online. Eine gute Startadresse ist das Informationsportal des Thünen-Instituts – ein deutsches Bundesforschungsinstitut für Fischerei, das globale Daten sammelt. Hier sehen Verbraucher auf einen Blick, welche Bestände sicher sind oder wo der Zustand unklar ist. Auch die Zertifizierungsberichte des MSC sind online einsehbar ebenso wie die des Alaska Responsible Fisheries Management